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DAS ALTTURKISCHE WOHNHAUS

DAS ALTTURKISCHE WOHNHAUS

Türkiye Turing ve Otomobil Kurumu Yayını, 5.basım, 1992, İstanbul (ISBN 975-7641-17-0)


DAS ALTTÜRKISCHE
WOHNHAUS

AUF DER SUCHE NACH DER RÄUMLICHEN IDENTITÄT

Publiziert von dem Türkischen Touring-und Automobil Club

Fotos-Zeichnungen und Illustrationen, Prof. Önder Küçükerman
Koordinatör, Ömer Kırkpınar
Übersetzung, Canan Dökmetaş
Druck und Bindung Cömertler Matbaacılık, İstanbul
Farbliche Trennung, Çali Grafik

1. Auflage 1978, Anadolu'daki Geleneksel Türk Evinde Mekan Organizasyonu açısından Odalar (Die Zimmer des Traditionellen Alttürkischen Wohnhauses in Anatolien - Die Zimmer und Die Raumbenutzung)
2. Auflage 1985, Türkish House/ Türk Evi (Englisch Türkisch)
3. Auflage 1988, Türkish House/Türk Evi (Englisch Türkisch)
4. Auflage 1991, Türkish House /Türk Evi (Englisch Türkisch)
5. Auflage 1992, Das Alttürkische Wohnhaus

ISBN 975-7641-17-0

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort zu der fünften Auflage, Prof. Önder Küçükerman, 8
'Das Alttürkische Wohnhaus, Das Alttürkische Zimmer': Prof Dr. h.c. Sedad Hakkı Eldem, 9
'Die Zimmer als Einheiten im alttürkischen Wohnhaus und Önder Küçükerman': Prof. Utarit Izgi, 11
'Für Önder Küçükerman': Çelik Gülersoy, 12

VORWORT
Einige Bemerkungen über die Forschung, 17

DIE URSPRÜNGE DES ALTTÜRKISCHEN WOHNHAUSES
Nomadentum in der Prä-Siedlungsperiode, Die Besiedlungsperiode und Nachher, 23; Die Eigenschaften Anatoliens, 45

DIE ANORDUNG DER RÄUMLICHEN ELEMENTE IM ALTTÜRKISCHEN WOHNHAUS
'Sofa', 49; Die Zimmer, 61; Wohnkultur und Haustypen in Anatolien, 83; Nomadenzelte und Häuser, 83: Dorfhäuser, 93; Häuser in Kleinstädten, 97; Andere Wohnhäuser Anatoliens, 97; Die Relationen der Zimmer mit der inneren und der äußeren Umgebung, 103; Zimmergestaltungen im Bezug auf interne - externe Verhältnisse, 109; Typen von Fenster öffnungen, 113; Fenster mit vertikalem Scharnier, 115; senkrechter Schiebeflügel, 115; kombinierter Flügel, 115; Obere Fensteröffnungen, 117; Zimmereingänge, Türen, 125; Türflügel, 135; Bodenfläche (untere Decke), Fußböden / Bodenbedeckungen, 'Oben ist der Himmel, unten der Erdboden', 135; Die Entstehung der Formen der unteren Decke 139; Die untere Decke und praktische Lösungen für Boden und Sitzecken, 141; Die obere Decke: Deckenverkleidungen, 149; Die Seitendecke: Schränke, geschlossene und offene Utensilienflächen, 159; Die Positionen und Einflüsse der Schränke bei der Zimmergestaltung als environmentale Elemente, 167; Der Einfluß des Herdes (Feuerstelle) auf die Gestaltung der Seitendecke und des Zimmers, 175; Heizen im alttürkischen Wohnhaus, Herdstellen, 181.

SCHLUSSTEIL
Die Einflüsse der physikalischen Faktoren auf die Entwicklung des alttürkischen Wohnhauses, 185; Die Landschaft, 185; Klima, 191; Ökonomische Faktoren, 197.

BIBLIOGRAPHIE, 202

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Vorwort zur 5. Auflage

Prof. Önder Küçükerman

Anläßlich der fünften Auflage dieses Buches, das mir am Anfang meiner akademischen Karriere eine Quelle war und dessen erste Auflage seitens des 'Türkischen Touring- und Automobilclubs' im Jahre 1978 publiziert wurde, möchte ich einige Erklärungen dazu machen.

Zu allererst möchte ich anmerken, daß mir drei sehr bedeutende Persönlichkeiten eine große Ehre erwiesen haben, als sie zur zweiten Auflage meines Buches im Jahre 1985 ein Vorwort schrieben. Prof. Sedad Hakki Eldem und Prof. Utarit Izgi waren meine Lehrer an der 'Akademie für Schöne Künste'.

Gleichzeitig spielten sie sowohl bei meiner Weiterbildung als auch beim Entstehen meiner These eine große Rolle und unterstützten mich in bedeutender Weise. Herr Çelik Gülersoy hingegen ist mir als naher Freund schon immer bei der Publikation dieser Thematik beigestanden und hat schließlich ein Vorwort geschrieben, das mich sehr beeindruckte.

Die Worte dieser drei Persönlichkeiten lassen mir, wie in den früheren Auflagen, auch in der fünften Auflage, eine große Ehre zuteil werden.

Außerdem möchte ich eine technische Bemerkung machen. Während der bislang erschiedenen fünf Auflagen sind als allgemeines Prinzip sowohl bei Text und Zeichnungen als auch bei den Photographien nahezu keine Änderungen vorgenommen worden.

Der Grund hierfür war, daß Photographien der Häuser und Räume Exemplare waren, die ich bereits 1960 aufgenommen hatte. Heute hingegen ist ein Teil der Beispielhäuser nicht mehr da, ein anderer Teil ist umgebaut oder restauriert worden. Die Photos in dem Buch jedoch zeigen die Häuser, wie sie 1960 ausgesehen haben. Und aus eben diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, daß sie in dieser Form als eine Art Archiv fungieren können.

Nur hat sich in den rund dreißig Jahren einiges bei den Farbfilmen geändert. Nahezu alle Farben sind verschwunden. Daher lag bei der Vorbereitung der fünften Auflage die Hauptschwierigkeit darin, die mittlerweile farblosen Dias mittels besonderer Techniken 'wieder auf Vordermann zu bringen'.

Das 'Chromacopy Fotolabor' und 'Cali Graphik' haben es mit ihrem Interesse und ihrem technischen Knowkow ermöglicht, daß die Ergebnisse, die Sie im Buch finden, entstehen konnten. Ich möchte daher Ihnen und dem 'Türkischen Touring - und Automobilclub' danken, daß diese fünfte Auflage entstehen konnte.
Mai 1992

'Das Alttürkische Wohnhaus, Das Alttürkische Zimmer'
Prof. Dr. h.c. Sedad Hakkı Eldem

Der Verfasser von dem wundervollen Werk über türkische Räume, das vor etwa 10-20 Jahren veröffentlicht worden war, der bekannte Forscher und Künstler Önder Küçükerman, bearbeitet im vorliegenden Buch das gleiche Thema unter anderen Aspekten und erreicht dabei den Höhepunkt der Vervollkommnung.
Für die Freunde und Bewunderer der türkischen Lebensweise und Wohnbauten, wie wir es sind, gilt dieses Buch als das wertvollste Geschenk.

Wenn ich mir vorstelle, wie es mit dem Schicksal der alttürkischen Wohnhäuser steht, nachdem das erste Buch Küçükermans erschienen ist, stehen mir die Haare zu Berge. Haben Sie überhaupt daran gedacht, welche schönen und einzigartigen Wohnhäuser innerhalb von so einer kurzen Zeit vernichtet und niedergerissen wurden? Was hat man bis jetzt unternommen, um diese Häuser zu schützen? Was ist mit den charmanten Interieurs geschehen, die Küçükerman damals veröffentlicht und ins Leben gerufen hatte? Leider gibt es keine Antwort auf diese Fragen. In den letzten 10-15 Jahren ist diese Zerstörungslust so gestiegen, daß sich bei jedem Normalbürger Angst breitmachen mußte; die alttürkischen Wohnhäuser werden jedoch grausam und immer rascher ruiniert und niedergerissen.

Während sich inzwischen die neuen Bewohner unseres Landes in Europa als Erben des alttürkischen Wohnhauses erklärt und mit einem vorbildlichen Verfahren und Programm die Häuser aus osmanischer Zeit stolz und liebevoll unter ihre Obhut genommen haben, sind unsere wenigen Unternehmungen auf diesem Wege, verglichen mit den Taten und verwirklichten Träumen in Europa, gar nicht der Rede wert. Die Bemühungen darum, den Begriff 'türkischer Wohnraum' erneut ins Leben zu rufen, blieben erfolglos.
Seravna, Filibe, Arbanasi, Prizren, Bosnasaray, Travnik, Embelek, Malerinitza, Siyatista und Kesriye sind nur einige von vielen Orten, die alte Häuser, Siedlungen usw. der Türkei beherbergen. Einige von diesen Häusern habe ich vor Ort besucht, einige kenne ich aus Publikationen. Unser Wunsch ist, daß sich die Türkei um ihre landestypischen Häuser mindestens genausoviel kümmert, wie andere Länder auch.

Das Buch, das Sie in der Hand haben, erfüllt diesen Wunsch mit seinen Bildern, Erläuterungen und wissenschaftlichem Anspruch in einem gewissen Rahmen. Ja, ich sage im gewissen Rahmen. Denn mit den Unternehmungen der Balkanländer in diesem Bereich sind die Unseren nicht von Bedeutung. Wir haben keine Zeit zu verlieren.

Sonst haben wir in unmittelbarer Zukunft nicht mehr so viel Beispiele dieser Kunst, die wir den nachfolgenden Generationen überliefern können. Vom Vorbild 'Balkanländer' ausgehend, erwartet unsere Kollegen und Leiter die schwierige Aufgabe, die nötigen Maßnahmen umgehend zu treffen und sich an der Rettungs-und Schutzorganisation zu beteiligen. Ansonsten werden wir bald nichts mehr zu schützen haben.

In diesem Zusammenhang drücke ich meine Hoffnung aus, daß der verehrte Prof. Önder Küçükerman, dem wir viel verdanken, weitere Werke schafft und bedanke mich bei ihm. Dem Generaldirektor des Türkischen Automobilclubs, Herrn Çelik Gülersoy, danke ich herzlichst für seine Beiträge und Bemühungen, die türkischen Kultur und Kunstwerke zu schützen.
(22.02.1985)

'Die Zimmer als Einheiten im alttürkischen Wohnhaus'
und Önder Küçükerman'

Prof. Utarit İZGİ

Mit dieser Arbeit Professor Önder Küçükermans, die er bereits am Anfang seiner akademischen Karriere vorgelegt hatte, wird beabsichtigt, das Zimmer unter dem Aspekt des Innenaufbaus zu untersuchen, das sich im Laufe der Zeit als wichtiger Bestandteil des alttürkischen Wohnhauses in verschiedenen Bauweisen erwiesen hat.

Das alttürkische Wohnhaus hat seine Wurzeln hauptsächlich in Kleinasien, obwohl es sich während der Ausdehnung des Osmanischen Reiches auch über die Grenzen hinaus ausbreitete, entgegen den regionalen Eigenheiten, den unterschiedlichen Lebensweisen und gesellschaftlichen Schichten. Beim Bau des alttürkischen Wohnhauses und folglich der Räume waren starre Grundsätze richtungsweisend.

Professor Küçükerman analysiert in dieser Studie die Räume, die er unter zahlreichen Beispielen ausgewählt, untersucht und besichtigt hat und bringt somit dieses Thema ans Tageslicht. In früheren Publikationen fand man den 'Raum' / das Zimmer meistens als Element in Zeichnungen, das schematisch untersucht wurde.
In dieser Studie jedoch wird der 'Raum' als intensive Lebensweise behandelt und in seinen räumlichen Eigenschaften analysiert. Die Studie beginnt mit der chronologischen Entwicklung der Raumbenutzung, untersucht sie systematisch, sorgfältig und kritisch und endet mit einer Synthese.
(20.02.1985)

'Für Önder Küçükerman'

Çelik Gülersoy

Mit dem Umzug meiner Familie nach Yıldız im Jahre 1934, wir hatten uns auch erst 1933 in Istanbul niedergelassen, begann für mich ein Leben in einem Sommerhaus aus osmanischer Zeit, das etwas nach einem ländlichen Istanbul roch, ganz einsam inmitten einem ruhigen Grün. Während der 40.er Jahre, als ich Erwachsen geworden war, reizte mich das ganz andere Leben, das aus entfernten Stadtteilen mit riesigen Moscheen, Bädern, Gasthäusern bestand; hinter einem Portal aus Stein, über dem ein Schild hing, erhob sich die Universität, in osmanischer Sprache 'Dârûlfûnun'.

1950 begann ich hier, an dieser Universität, mit dem Studium, aufgeregt, eifrig, obwohl wir arm waren und fast keine Hoffnungen mehr auf eine bessere Zukunft hatten.

In dem folgenden Zeitraum lernte ich die Universität, ihre Rolle in unserem sozialen Leben, ihre Professoren und Mitarbeiter näher kennen.

Diese Wissenschaftler, an deren Vorlesungen ich teilnahm und in deren Werken ich mich vertiefte, kann ich jetzt, nach so vielen Jahren, in einigen Kategorien beurteilen:

Einerseits waren es Persönlichkeiten, Wissenschaftler im realen Sinne, die mit dem Eindruck, der auf mich damals nur das Wort Universität machte, nämlich etwas Verehrenswertes, übereinstimmten. Menschen mit weitem Horizont, mit Wissen, und sie waren weise. Meine Professoren waren eher in Lehren und Theorien vertieft, ich studierte nämlich Jura. Diejenigen, die sich mit den mehr zum praktischen Leben ausgerichteten Fächern der Rechtswissenschaften beschäftigten, widmeten sich den Alltagsproblemen, Problemen ihrer Branche, die kein Ende nehmen wollten. Sie brachten ihren Studenten die allgemeinen Rechtsprinzipien bei. Nicht nur, wie man eine Klage zu erheben hatte. Ihnen war etwas gemeinsam, sie waren keine Lebenskünstler, sondern in ihren Werken vertiefte Wissenschaftler. Und diese verehrten Persönlichkeiten waren bewundernswert.

Im Laufe von Jahren erweiterte sich mein Bekanntenkreis, so daß ich auch andere Universitäten und Professoren kennenlernte.

Der explosionsartige Bevölkerungszuwachs, Vermehrung von Alltagsproblemen, politische Ereignisse, soziale Unruhen; all diese Faktoren waren Schuld, daß sich diese Universitäten und Professoren leider veränderten.
Es waren da plötzlich Menschen ohne jegliches profundes Fachwissen, ohne Kreativität, die mehr auf dem Markt tätig sind, in ihren Amtstrachten aus dicken, farbigen Stoffen.

In den letzten drei bis fünf Jahren stieg die Zahl der Universitäten, der Studenten und der Lehrkräfte explosionsartig, als vervielfältigte man sie mit Durchschlagspapier. Von allen wissenschaftlichen Instituten, die ich kennenlernte, unterscheidet sich aber eine einzige stark von den anderen, und zwar die Akademie für Schöne Künste, an Istanbuls blauen Wassern gelegen, im Palast einer Sultansfrau mit einer romantischen Fassade, eher ein Kunsthaus.

Ein Zuhause, dessen Namen sofort an die berühmten Maler der 30.er Jahre erinnert, wo Linien von bunten Farben gezeichnet werden, statt Bücher auswendig zu lernen; ein riesiges, hübsches Zuhause.
Ein Kind aus diesem Hause lernte ich während der 60 er Jahre kennen. Ich nenne ihn Kind. Er wuchs hier auf, war hier Schüler, wurde Lehrer und unterrichtete seine Schüler.

Ohne die innere Naivität, die Aufregung, die Lust am Leben und Sehnsucht nach einem besseren Leben, die die Gefühle, vielleicht nicht eines Kindes, aber doch eines Jugendlichen sind, zu verlieren.

Sein Gesichtsausdruck blieb daher unverändert, sein Lächeln ist immer noch da, obwohl die Jahre seine Haare ergrauen ließen. Es ist ein Gesichtsausdruck 'als wehe ein milder Frühlingswind über den weißen Kirschenblüten und häufe die roten Apfelblüten aufeinander''

Aus welchem Grund auch immer, wurde der schöne Name der Akademie, reich an Assoziationen, durch 'Mimar Sinan' ersetzt, aber er blieb ein Künstler am Leben; kein Bücherstaub und keine erdrückende Atmosphäre einer Universität.

Die Romantik und Melancholie des byzantinisch-osmanischen Istanbuls, die mich gefesselt hatten, wirkte auf ihn überhaupt nicht ein.

Obwohl wir uns selten sehen konnten, fühlte ich immer unsere seelische Verwandtschaft; wir beide konnten unsere Aufregung immer noch nicht mildern, unsere Gefühle nicht verbergen und ständig in der Erwartung, in unserer Traumwelt müsse plötzlich alles gut laufen, müsse die erwünschte Überraschung jeden Moment eintreffen.

Er lebte geistig isoliert vom Alltagsleben, abseits von Verkehr, von Menschen und vom hektischen Istanbul schlechthin.

Sein Leib war hier, seine Seele aber flog auf die grasgrünen und heugelben Täler Anatoliens und in die wunderschönen ägäischen Küsten.

Diese Tatsache wurde mir vor 15 Jahren bewußt, als ich sein erstes Buch publizierte. Immer wenn ich seine Arbeiten, die er mir vorgelegt hatte, durchlese, sehe ich mich in diesem Gedanken bestätigt.
Er bewundert die unentdeckten Orte, die unberührten Themen, die Menschen, mit denen man vorher nicht gesprochen hat, die unbekannten (weil nicht verfaßten) Beschäftigungen, Gewerbe, Handwerker, Künste, das Meer, den Wind, das Brot, das Salz und den Pfeffer der Türkei; und dies alles verbalisiert er in seinen liebevoll, sorgfältig und wissenschaftlich verfaßten Büchern.

Dieser Vogel, der von Byzans in die weiten Horizonte und in die unendliche Ferne fliegt, bringt uns aus riesigen Tälern und von langen Stränden Winde mit. Dann baut er sein Nest; die einsamen Winde ..., die hölzernen Schiffe, die seit der Zeit der Phönizier gebaut werden; die blauen Perlen, die in Kesseln oder auf Feuer erhitzt werden, unsere namenlosen Landsleute, die ihr Brot von diesem Gewerbe verdienen; das sind die Zweige, Äste, Holzstücke dieses Nestes.

Önder Küçükerman, den wir mal Künstler, mal Professor nennen, wird die Geschichte einen Freiheits - und Kunstvogel nennen, als einen Kulturfolger des 20. Jahrhunderts inmitten von Istanbul, wo es nur Lärm, Probleme, Streit, Unruhe, Konflikte ... gibt. Der Vogel, der bei günstiger Gelegenheit in die Ferne fliegt und von dort Schönheiten mit sich bringt, oder der gegen die Mauern fliegt, die sich aus Haß und Unverständnis bilden, und am Verlust seiner Gefieder erkrankt.
(20.02.1985)

VORWORT

Prof. Önder Küçükerman

Das traditionelle Türkische Haus ist eine interessante Lebensweise der Türken über Jahrhunderte lang in Anatolien. Interessanter sind jedoch die Räume in diesen Häusern. Das traditionelle Türkische Haus wurde bis jetzt sowohl im Inland als auch im Ausland als Thema zahlreicher Studien unter verschiedenen Aspekten behandelt.

In der vorliegenden Arbeit jedoch untersucht der Autor das Türkische Haus und seine Räume als Grundsteine in einer völlig abweichenden Richtung. Dabei wurde hauptsächlich von den nachstehenden Punkten ausgegangen.
· Was ist unter dem Begriff 'traditionelles alttürkisches Wohnhaus' zu verstehen?
· Was sind die charakteristischen Eigenschaften von Räumen in traditionellen Häusern?
· Was war / ist der Einfluß und die Bedeutung des Begriffes 'Raum' bei der Planung des traditionellen türkischen Hauses?
· Welche strukturellen Beiträge leisteten diese Räume bei der Entwicklung des traditionellen türkischen Hauses und seiner Umgebung?
· Kann man diese Räume heute noch, also im modernen Sinne, als 'intensivere Lebenselemente' sehen?
· Kann man davon ausgehend zu der Schlußfolgerung kommen, daß das türkische Haus in der Wirklichkeit ein System ist, das aus diesen 'intensiven Lebensumgebungen', nämlich den Räumen besteht?
· Was sind die eigentlichen Ursachen, warum sich diese Lebensumgebung im Laufe der Zeit stark umgewandelt hat und verlorengegangen ist, obschon sie damals die Lebensbedürfnisse auf sehr interessante Weise gedeckt hatte?
· Ist es möglich, ausgehend von diesen Tatsachen und bezugnehmend auf weitere Probleme, die Entwicklung des traditionellen türkischen Hauses und seiner Umgebung in Kleinasien (in der Vergangenheit bzw. im Laufe der Zeit) unter anderen Aspekten und auf andere Weise zu betrachten und zu kommentieren?
Das ist eine kurze Zusammenfassung der Fragen, die in diesem Buch sorgfältig behandelt und mögliche Antworten diskutiert werden.
Einige Bemerkungen über die Forschung
Die Wahl der Häuser, auf die sich diese Studie über alttürkische Wohnhäuser in Anatolien stützt, könnte dazu führen, daß man auf unterschiedlichen Wegen zum Ergebnis kommt, weshalb diese Auswahl eine große Bedeutung hat. Welche Häuser sind denn am geeignetesten?
. Häuser, die besonders gut gelungen sind.
. Die verbreitetsten Häuser.
. Die am besten erhaltenen Häuser oder diejenigen mit den ältesten Konstruktionen.
Diese Fragen kann man unzählig erweitern. Unter Berücksichtigung all dieser erwähnten Punkte wurde bei der Wahl der Beispiele, die diese Studie umfaßt, folgendes als Ausgangspunkt festgestellt:
· Die verbreitetsten Beispiele wurden bevorzugt.
· Die Häuser, die sehr sorgfältig gebaut sind und eher vom individuellen Charakter geprägt sind, wurden vermieden.
· Bei der Wahl der Häuser wurde mehr Wert darauf gelegt, wie weit ein Haus die Eigenheiten des türkischen Hauses besitzt, und nicht, wie alt oder neu es ist.
Meistens sind Besipiele aus Regionen gewählt, die von Einflüssen in der Vergangenheit und Gegenwart weitgehend verschont blieben. Auf solche Häuser stößt man heutzutage sehr selten. Was die übrigen betrifft, so haben sie wegen späterer Renovierungen und Anbauten von ihrem eigentümlichen Charakter verloren. Es war daher erforderlich, die Untersuchung auf ein beträchtlich großes Gebiet auszuweiten, um auf Beispiele in genügend großer Anzahl und von erwünschter Beschaffenheit zurückgreifen zu können.

Einige bestimmte Siedlungsgebiete Anatoliens sind den Einflüssen von außen unterworfen, weshalb sie nur eine geringe Anzahl von geeigneten Exemplaren zu bieten haben. Denn auch ihre üblichen Eigenheiten erlitten eine Verwandlung. Auf die geeignetesten Beispiele mit der Prägung der Vergangenheit stößt man nur in Gebieten, die einen geririgeren Kontakt mit der Umgebung haben.

Gerade solche Städte und Kreisstädte sind aber nicht im Übermaß vorhanden, bis auf ein paar sehr interessante, unzugängliche Orte wie Bursa und Kütahya.

Manche Gebiete andererseits konnten sich den Einflüssen von außen widersetzen, so wie Safranbolu. Und die Häuser in solchen Regionen gelten als 'vorbildliche Häuser'.

Bei der Beurteilung des Ergebrüsses dieser Studie war auch die Identität des Hausinhabers ein maßgebender Punkt. Es war auch nicht zu vergessen, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zweck diese Häuser gebaut worden waren. Ja, ein weiterer Punkt bei der Wahl von Häusern war die Voraussetzung, daß der heutige Bewohner aus der Familie des damaligen Erbauers stammte. Also Häuser, die nicht identifizert werden konnten, wurden vermieden. Holz war Grundmaterial beim Bau des traditionellen türkischen Wohnhauses in Anatolien, und dieses Material ist, wie bekannt, ziemlich unbeständig, was die Lebensdauer der Häuser beschränkt.

So konnten sich nur wenige Häuser über 200 Jahre erhalten. Bei der Studie wurden daher durchschnittlich 80-jährige, und sehr selten 150 - 200-jährige Häuser untersucht.

Die Eigenheit dieser Studie machte eine hohe Anzahl von Exemplaren erforderlich, weshalb ein großer Teil der Untersuchungen anhand von photographischen Aufnahmen durchgeführt worden ist. Soweit es ging, wurden nur grobe, skizzenhafte Zeichnungen fertiggestellt, ohne kleinere Details zu berücksichtigen. Die Untersuchungen der Objekte auf ihr Alter hin ist von großer Bedeutung. Die Daten darüber entnimmt man meistens mündlichen Quellen. Nur wenige besitzen historische Dokumente wie beispielsweise Inschriften.

Einzelteile von baufälligen Wohnhäusern standen auch zur Verfügung, und zwar Fensterrahmen und metallene Ausstattungen.

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